Was bedeutet für dich Anerkennung?
“Anerkennung ist ein wundersam Ding: sie bewirkt, dass das, was an anderen hervorragend ist, auch zu uns gehört.”
Voltaire (1694–1778), frz. Philosoph und Schriftsteller
Ich durfte kürzlich an einem sehr spannenden und interessanten Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema „Anerkennung“ teilhaben. Dabei konnte ich beobachten, dass das Wort „Anerkennung“ bei vielen Menschen die Bedeutung hat, dass Anerkennung immer positiv sein muss. Für mich bedeutet es aber grundsätzlich erst einmal, dass man an__erkennt!
Anerkennen, dass der andere Mensch oder eine Situation ist, wie sie ist! Den innewohnenden Wert anzuerkennen und auch zu respektieren.
Anerkennung bedeutet, dass wir nicht bewerten!!! Wir nehmen den Gegenüber oder eine Tatsache wahr und urteilen nicht, denn wenn wir urteilen, wird genau die Form der Anerkennung entzogen.
Aber warum können die einen Menschen das und warum fällt es anderen Menschen so schwer?
Die Antwort ist ganz einfach. Menschen mit geringen Selbstwertgefühl sind infiziert mit Selbstverachtung und Selbstabwertung. Sie werten und beurteilen andere Menschen negativ oder mit grundsätzlicher Abwehrhaltung, weil es ihr eigener „Unwert“ ist, den sie spiegeln.
Menschen, die sich mit all ihrer Unvollkommenheit anerkennen und lieben, haben es nicht nötig, sich für etwas Besseres zu halten und andere klein zu machen. So, wie sie liebevoll mit sich umgehen, bringen sie auch anderen eine wohlwollende Anerkennung entgegen, in dem sie sie akzeptieren, wie sie sind.
Erkenne an, dass jeglicher innerer Widerstand gegen Personen, Situationen oder was auch immer in dir Unbehagen auslöst, eine Beurteilung von dir selbst ist. Es bedeutet auch, dass für dich dieser Mensch nicht so ist, wie er sein sollte. Er oder es entspricht nicht deinen Vorstellungsbildern, an denen du dich orientierst, weil du dementsprechende Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht hast.
Doch es sind „nur“ Erfahrungen! Deine Erfahrungen sind nur ein Teil der Wirklichkeit! Überträgst du deine gemachten Erfahrungen auf neue Situationen, nimmst du dir selbst und anderen die Möglichkeit den tatsächlichen Wert zu erkennen. Anerkennung ist für mich deshalb eine Grundlage zur eigenen Selbstentwicklung und auch als Grundlage seelischer Gesundheit zu betrachten. Wenn ich nicht dazu bereit bin und immer wieder Gegebenheiten nicht anerkenne und erkenne, dann kämpfe ich indirekt dagegen an. Das kostet mich Kraft, Energie und meine Aufmerksamkeit ist somit auf das Negative gerichtet und verstärkt es im schlimmsten Fall noch. Die Größe und Toleranz unseres Seins sollte immer darauf bedacht sein zu erkennen, dass der Wert eines anderen Menschens nicht von unseren Urteilen und Beurteilungen abhängen sollte (Blondinen sind dumm, Flüchtlinge stehlen, Männer sind gefühlskalter als Frauen, Frauen gehören an den Herd, Schwule sind ekelhaft, jeder Glatzkopf in Berlin ist politisch aktiv und und und…).
Erkenne an, dass jeder Mensch ein Individuum ist und niemand hat das Recht ohne Grund zu entscheiden über ein „so-und-nicht-anders“. In jedem Menschen steckt zudem viel Potential sich zu wandeln. Wenn du direkt urteilst, wird dieser Wert immer für dich verborgen bleiben.
Anerkennung bedeutet jedoch nicht, dass wir uns mit jedem und allem zufrieden geben müssen und ertragen müssen! Für mich bedeutet es, mich … sowie meinen Gegenüber respektvoll zu behandeln und den eigenen und anderen Wert nicht durch eine Bewertung abhängig zu machen.
Wenn man Meinungen oder Verhaltensweisen nicht teilt, dann muss ich nicht vorwurfsvoll oder gar ablehnend reagieren. Erkenne an, dass es eine Andersartigkeit darstellt. So, wie du auch eine Einzigartigkeit darstellt.
Alles Liebe, Deine Verena
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